8.000 Menschen setzen ein Zeichen: Steh auf! Nie wieder Judenhass!



Foto: Gregor Zielke
Foto: Yehuda Swed
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Großkundgebung des Zentralrats der Juden mit Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck am Brandenburger Tor

Aus allen Ecken der Republik hatten sie sich auf den Weg nach Berlin gemacht: Rund 8.000 Menschen setzten am Sonntag bei der Großkundgebung des Zentralrats der Juden in Deutschland am Brandenburger Tor ein deutliches Zeichen: Wir akzeptieren nicht den Antisemitismus, der sich in Deutschland wieder breit zu machen droht! Wir halten dagegen! Wir zeigen unsere Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland!
„Steh auf! Nie wieder Judenhass!“ lautete das Motto der Versammlung. Die Spitzenvertreter des Staates, aus Politik und Gesellschaft waren dem Aufruf des Zentralrats der Juden gefolgt. Bundespräsident Joachim Gauck wohnte als Ehrengast der Kundgebung bei.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ging in ihrer Rede auf die zahlreichen antisemitischen Vorfälle in den vergangenen Monaten ein. „Wir haben Taten gesehen“, sagte sie, „die Angriffe auf unsere Freiheit und Menschenwürde sind“. Sie wies jegliche antisemitischen Äußerungen entschieden zurück. Einige Parolen, die bei pro-palästinensischen Demonstrationen zu hören gewesen seien, seien einzig ein Ausdruck von Hass auf jüdische Menschen gewesen. Mit Blick auf die Kundgebung betonte die Kanzlerin: „Wir setzen ein Zeichen für Respekt vor dem Glauben und der Kultur des jeweils anderen, ein Zeichen für ein friedliches und gedeihliches Miteinander.

Donnernden Applaus erhielt auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Dr. Dieter Graumann, als er betonte: „Judentum hat hier in Deutschland eine Zukunft! Judentum ist ein Teil der Zukunft in Deutschland! Wir Juden lassen uns den Mut nicht nehmen!“
Der Zentralratspräsident erinnerte ebenfalls an die schrecklichen antisemitischen Parolen, die im Juli und August bei Demonstrationen in Deutschland zu hören waren. Das sei für die jüdische Gemeinschaft kein „Sommermärchen“ gewesen. Dieser Antisemitismus habe auch mit Israel nichts zu tun. „Wer wegen Israel zum Antisemiten wird, der war doch längst schon einer“, sagte Dr. Graumann.
Angriffe auf Juden seien Angriffe auf alle. „Es ist ein General-Angriff gerade auf die Werte, auf die wir in Europa so großen Wert legen: Menschlichkeit, Menschenwürde, Liberalität und Toleranz. Unsere Freiheit ist doch auch eure Freiheit!“ Mit einem eindringlichen Appell schloss der Zentralratspräsident seine Rede: „Wir wollen, dass eine solche Demonstration gegen Judenhass nie wieder in Deutschland oder Europa nötig sein wird!“

„Wir senden von hier ein Signal in die Republik für eine weltoffene, tolerante und demokratische Gesellschaft“, betonte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit. Es gebe zuweilen unsichtbare Mauern in den Köpfen, Mauern aus Hass. Doch gerade das Brandenburger Tor sei ein Symbol dafür, dass Mauern durch Mut und Zivilcourage überwunden werden könnten.
Die Kundgebung, die von dem bekannten Fernsehjournalisten Cherno Jobatey moderiert wurde, wurde von einem großen Kreis an Unterstützern getragen. Besonders die beiden großen Kirchen und viele ihrer Verbände hatten für die Veranstaltung geworben. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, kritisierte in seiner Ansprache, dass der Gaza-Konflikt offenbar vielen Menschen einen „willkommenen Anlass“ geliefert habe, „um ihre Antisemitismus öffentlich auszuleben“. Und er betonte: „Antisemitismus ist wie jede Form des Rassismus menschenverachtend. Antisemitismus ist Gotteslästerung.“ Auch die Kirchen stünden unbeugsam für jüdisches Leben in Deutschland ein!
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hob die Solidarität der Katholiken mit den Juden in Deutschland hervor: „Ich bin nach Berlin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie nicht allein sind, dass Sie Freunde haben. Die katholische Kirche gehört zu Ihren Freunden. Wir stehen an Ihrer Seite. Juden und Christen werden Schulter an Schulter bis ans Ende der Welt miteinander gehen.“
Der Jüdische Weltkongress, der gerade in Berlin tagt, war mit einer großen Delegation vertreten. Präsident Ronald S. Lauder bezeichnete in seiner Rede Deutschland als eines der verantwortungsvollsten Länder der Welt seit 1945. Der ansteigende Antisemitismus habe jedoch einen Schatten auf die Fortschritte geworfen, die in den vergangenen 70 Jahren erreicht worden seien. Übelste antisemitische Propaganda sei aus dem Nahen Osten nach Europa geschwappt. Agitatoren verbreiteten gezielt Falschinformationen und stachelten zum Judenhass auf. „Das muss die Botschaft des Tages sein“, betonte Lauder, „Alle, Juden und Nicht-Juden, stehen als ein Volk zusammen.“

Auch aus jüdischen Gemeinden aus ganz Deutschland waren mehr als 2.000 Teilnehmer nach Berlin gekommen. Sie nahmen bis zu neunstündige Busfahrten pro Weg auf sich, um dabei zu sein.
Zu den Unterstützern der Kundgebung gehörten CDU und CSU, SPD, Grüne, FDP und Linke samt ihrer politischen Stiftungen sowie der Deutsche Fußball-Bund, die Deutsche Fußball Liga, der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und die Wall AG. Der Springer-Verlag hatte im Vorfeld in mehreren Zeitungen kostenlose Anzeigenplätze zur Verfügung gestellt, ebenso wie der Tagesspiegel. Die Wall AG stellte dem Zentralrat 500 Werbeflächen in ganz Berlin zur Verfügung.

Rede des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann, anlässlich der Kundgebung „Steh auf! Nie wieder Judenhass“

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