Der Zentralrat der Juden in Deutschland und sein Präsident Dr. Dieter Graumann wünschen allen Juden in Deutschland und weltweit ein friedliches und frohes Pessachfest! Pessach kascher ve-sameach!
Pessach ist für uns das Fest der Freiheit. Wir denken an den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten und gedenken zugleich der Sklaverei, in der es dort leben musste. Auf diesem Weg in die Freiheit musste das jüdische Volk nicht nur viele physische, sondern auch spirituelle Hürden überwinden, bis schließlich mit dem Erhalt der Zehn Gebote das jüdische Band am Sinai geknüpft werden konnte, welches uns noch heute mit allen Juden weltweit zusammenhält. Viele wunderbare Rituale haben sich aus dieser Geschichte heraus gebildet, die wir vor allem am Seder-Abend zelebrieren. Im Kreis der Familie oder auch in der Gemeinde spüren wir sowohl die Zusammengehörigkeit der heute lebenden Juden, als auch unsere starke und unverbrüchliche Verbindung zu den vielen Generationen von Juden vor uns.
Auch in schweren Zeiten sind unsere Traditionen stark genug, um uns zu tragen. In früheren Jahrhunderten kam es in den christlich geprägten Ländern Europas gerade an Pessach oft zu Pogromen gegen Juden aufgrund geradezu widerwärtiger antisemitischer Mythen. Die Zeiten solcher schrecklicher Verleumdungen und Ausschreitungen sind zum Glück vorbei. Juden leben heute in Europa im Allgemeinen frei und geschützt. Wie fragil diese Freiheit jedoch ist, zeigen Anschläge wie jüngst im südfranzösischen Toulouse auf die jüdische Schule. Daher gilt es, unsere Freiheit immer neu zu verteidigen!
Im vergangenen Jahr blickte die Welt staunend und bewundernd auf den Mut und Erfolg der Menschen in vielen arabischen Ländern. Der „Arabische Frühling" bewegte die Herzen der Menschen weltweit. Inzwischen zeigen sich jedoch zunehmend Risse und Rückschläge. Manche Blütenträume scheinen zu rasch verwelkt zu sein. Ein Sommermärchen jedenfalls sieht anders an. Denn: Die Lage im Nahen Osten bereitet uns weiter große Sorge. In Syrien wird der Freiheitskampf brutal und menschenverachtend niedergeschlagen. In Ägypten schicken sich Kräfte an, die Macht zu übernehmen, die Israel gegenüber alles andere als positiv eingestellt sind. Der Iran bedroht mit seinem Atomwaffen-Programm aggressiv, uneinsichtig und bösartig die Stabilität in der ganzen Region, vor allem aber die Sicherheit Israels. Sicherheit und Freiheit sind ein hohes, kostbares Gut, das immer wieder gefährdet ist und das stets mit Verantwortung gepaart sein muss. Daran sollten wir auch in diesem Jahr an Pessach denken. Zugleich schöpfen wir aber eine starke Kraft aus unserer singulären Geschichte und die Hoffnung aus unserem Glauben - und wünschen uns von Herzen Frieden für Israel und für die ganze Welt.
